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Dienstag, 23.04.2024

Die Geschichte der Freilichtbühne und der Volksbühne Hülzweiler

Seit 1927 wird auf der Freilichtbühne Hülzweiler Theater gespielt

Dieses Jubiläum,des in einem romantischen Waldtälchen gelegenen Bühne, bietet Anlass zu Rückschau und Ausblick.

Wer die zurückliegenden Jahrzehnte miterlebte,insbesondere den unübersehbaren Wechsel und die Veränderungen im Gemeinschaftsleben, muss sich wundern,daß die Freilichtbühne überhaupt ihr 75-jähriges Wiegenfest erlebt.

Vielleicht nur darum,weil das Amateurtheater in Hülzweiler auf eine lange Tradition zurückblicken kann.

Schon 1879 gründete ein wandernder Komödiant Namens Dollwet den ersten Theaterverein: Thalia.

In den 30er Jahren wurde Hülzweiler gerne als das "Theaterdorf an der Saar"  bezeichnet. Dies hatte seinen Grund, denn wenn es um die Aufführungen auf der Freilichtbühne ging, stand der ganze Ort zusammen.

Am Anfang stand wohl die Idee, die bei einem Spaziergang durch das stille Wiesentälchen in „oberst Loch“ heranreifte: „Hier könnte man Theater spielen.“

Die Männer des 1919 gegründeten Theatervereins Veritas waren es, die 1927 durch den Ankauf von Wiesengelände den Weg zur heutigen Bühnenanlage ebneten.

Man sollte die Namen der weitblickenden Hülzweiler Bürger festhalten,die vor über 80 Jahren zumindest ahnten was hier entstehen könnte: Johann Schmitt, Jakob Schmitt, Peter Sänger, Josef Spies und Baptist Gärtner.

Man darf sie, die in der Folge für lange Zeit an der Spitze von Veritas und der 1954 aus Thalia-Veritas und der Spielschar der kath. Jugend gegründeten Volksbühne standen, als die Initiatoren der Freilichtspiele bezeichnen.

Idealismus wurde damals groß geschrieben. Man packte nach der täglichen Arbeit an und nach und nach entstand die Freilichtbühne.

Sie wurde 1927 mit dem Schauspiel „Andreas Hofer“ von Immermann eröffnet. Zu den 5 Aufführungen kamen etwa 3.800 Besucher.

1928 ist ein herausragendes Jahr für die junge Freilichtbühne. Die Hülzweiler Theateramateure erreichen mit 19 Aufführungen über 30.000 Besucher. Also etwa 1.600 Besucher pro Aufführung. Auf dem Spielplan standen 3 Inszenierungen:

  • „Elmar“ (nach Weber’s „Dreizehn Linden“)
  • „Die Hermannsschlacht“ von Kleist und
  • „Die Räuber“ von Schiller.

Es müssen damals an den Spieltagen regelrechte Prozessionen, wie es in der Zeitung stand, unterwegs gewesen sein.

Im Vorfeld der Saarabstimmung von 1935 waren die Aufführungen der zuständigen Regierungskommission nicht gerade genehm. Es gab viele Auflagen,so daß nach vier großartigen Aufführungen der Spielbetrieb eingestellt werden mußte.

Aber schon im Sommer 1936 wurde der Entschluß zum Neubau der Bühne gefasst. Mit Spaten und Hacke bewaffnet, marschierten jeden Mittwoch und Samstag Nachmittag die freiwilligen Helfer nach „oberst Loch“, um hier die Erdarbeiten zur Neugestaltung der Bühnenanlage in Angriff zu nehmen. Es muß ein Stück echter Begeisterung dabei gewesen sein, die diesen Theaterfreunden half, mit einfachsten Mitteln die Anlage, wie Sie heute noch in ihren Grundzügen besteht, zu schaffen. Galt es doch, viele Tonnen lehmiges Erdreich zu bewegen. Damals wurde auch der Bühnenweiher angelegt.

Diesen Anstrengungen folgten zwei große Inszenierungen.

1938 „Der Schwed im Land“ von Müller-Roden. 10 Aufführungen sahen über 24.000 Besucher. 1939 wurde „Der Bauernsturm von 1525“, ebenfalls von Müller-Roden aufgeführt. Dieses Schauspiel sahen bei 10 Aufführungen etwa 22.000 Besucher.

Bedingt durch die Wirren des 2. Weltkrieges kam es zu einer Zwangspause.

Wenige Jahre nach Kriegsende, im Herbst 1948, begannen die Männer um Johann Schmitt damit, die Bühnenanlage, die in den Kriegsjahren sehr gelitten hatte, wieder in Ordnung zu bringen.

Dank der Unterstützung durch den damaligen Bürgermeister Theobald gelang es,die „Arbeitsgemeinschaft Freilichtbühne“ ins Leben zu rufen, der damals nicht nur die Theatervereine Thalia und Veritas beitraten, sondern auch die Gesangvereine, die Pfarrgemeinde St.Laurentius und die Zivilgemeinde.

Am 18. Juli 1950 wurde mit dem Schauspiel „Die Jungfrau von Orleans“ von Schiller ein Neuanfang gewagt. Zu den 8 Aufführungen kamen 20.300 Zuschauer.

Im darauffolgenden Jahr wurde 8 mal „Der Meineidbauer“ von Ludwig Anzengruber aufgeführt. 19.422 Zuschauer sahen dieses Volksstück.

Wegen Krankheit des Spielleiters fielen die Aufführungen 1952 aus.

Nach dieser unfreiwilligen Pause gelangte 1953 „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal zur Aufführung. Die 8 Aufführungen besuchten 11.413 Menschen.

1954 wurde durch den Zusammenschluß von Thalia, Veritas und der kath. Spielschar die Volksbühne Hülzweiler gegründet.

Im Geburtsjahr der Volksbühne sahen 5.650 Zuschauer in 5 Aufführungen „Dreizehnlinden“ von Weber.

Das vom Zuschauerpotential herausragendste Jahr der Freilichtbühne war das Jahr 1955. Stattliche 33.316 Besucher sahen an 12 Spieltagen „Die Räuber“ von Friedrich Schiller. Die dritte Aufführung verfolgten 5.016 Zuschauer!

Es führt vielleicht zu weit, eine lückenlose Chronik aller folgenden Aufführungen hier festzuhalten. Ein Höhepunkt der dennoch Erwähnung verdient, war die Inszenierung der „Passion“ in den Jahren 1959 und 1960.

Ab Anfang der 60er Jahre musste das Amateurtheater einen drastischen Besucherrückgang hinnehmen. Auch die Freilichtbühne wurde davon nicht verschont. Es wurden nur noch sporadisch Aufführungen angeboten.

1974 gründete sich mit Hilfe der neuen Verbandsgemeinde Schwalbach, die eine Ausfallbürgschaft übernahm,eine neue „Spielgemeinschaft Freilichtbühne“, bestehend aus der Theatergesellschaft Elm, den Kunstfreunden Schwalbach und der Volksbühne Hülzweiler.

Diese Gemeinschaft bespielte die Freilichtbühne von 1975 bis 1978 mit folgenden Inszenierungen:

  • „Ali Baba und die 40 Räuber“
  • „Die häßlichen Mädchen von Bagdad“
  • „Das Lied der Wölfe“
  • „Das tapfere Schneiderlein“

Die am besten besuchte Saison in der Ära Spielgemeinschaft Freilichtbühne war 1975. Die 6 Aufführungen des orientalischen Märchens „Ali Baba und die 40 Räuber" verfolgten 5.116 Theaterfreunde.

Ende 1978 löste sich die Spielgemeinschaft wegen interner Auseinandersetzungen auf.

Seit 1982 wird die Freilichtbühne von der Volksbühne Hülzweiler in eigener Regie bespielt.

Folgende Stücke gelangten seither zur Aufführung:

1982 Der schwarze Hannibal
1983 Der fröhliche Weinberg
1984 König Drosselbart
1985 Der Lügner
1986 Robin Hood
1987 Wilhelm Tell
1988 Der fröhliche Weinberg
1989 Das Wirtshaus im Spessart
1990 Die Drei Musketiere
1991 Hans im Glück
1992 Die Sieben Schwaben
1993 Ali Baba und die vierzig Räuber
1994 Die Judenbuche
1995 Figaros Hochzeit
1996 Don Camillo und Peppone
1997 Das Haller Spiel der Passion (70 Jahre Freilichtbühne)
1998 Das Wirtshaus im Spessart
1999 Ein Sommernachtstraum
2000 Der Gestiefelte Kater
2001 Der fröhliche Weinberg
2002 Die lustigen Weiber von Windsor
2003 Pippi Langstrumpf
2004 Robin Hood
2005 Pinocchio
2006 Schinderhannes
2007 Don Camillo und Peppone
2008 Die 3 Musketiere
2009 Aladin und die Wunderlampe
2010 Wickie
2011 Das Wirtshaus am Spessart
2012 Magic Nanny: Ein Kindermädchen namens Mary
2013 Der Mann mit der eisernen Maske
2014 Im weißen Rössl am Wolfgangsee
2015 Der gestiefelte Kater
2016 Der Zauberer von Oz
2017 Robin Hood
2018 Ein Sommernachtstraum
2019 Pippi Langstrumpf

 

Dies ist die in der Geschichte der Freilichtbühne längste Zeit ununterbrochener Spielfolgen.

In den letzten Jahren wurde die Renovierung der Bühnenanlage in Angriff genommen.In dieser Zeit wurden auch die Zuschauertribünen erneuert und mit neuen Bänken mit Rückenlehnen versehen.

Die Volksbühne Hülzweiler war und ist an allen Planungsphasen aktiv beteiligt.Daneben hat der Verein in etlichen Arbeitsstunden und eigenem finanziellen Aufwand selbst zur Verbesserung der Infrastruktur der Bühne beigetragen.

Von 1927 bis heute waren insgesamt 5 Spielleiter für die Inszenierungen verantwortlich. Dies waren:

  • Von 1927 – 1952: Rektor Krämer aus Hülzweiler
  • Von 1953 – 1960: Ernst Rosenkränzer aus Roden
  • Von 1961 – 1969: Walter Fürsattel vom Saarl. Rundfunk
  • Von 1970 - 1974: kein Spielbetrieb
  • Von 1975 – 1997: Guido Ney aus Schwalbach
  • Von 1998 – heute: Michael Schwed aus Hülzweiler

Wir, die Volksbühne Hülzweiler e.V. hoffen, dass es uns  gelingt, eine der größten und schönsten Freilichtbühnen Süd-West-Deutschlands zu erhalten. Denn in der landschaftlich so schönen Kulisse im Hülzweiler Wald wollen wir noch viele Jahre anspruchsvolles Theater in Szene setzen.